"Holland - Nord-Süd-Fahrt"
Im Herbst 2003 haben sich einige Mitglieder des holländischen
"Noppenforum"
- dem Pendant zu den deutschen "Offroadforen"
sich überlegt, das man mal eine Offroadtour komplett durch Holland machen
müßte. Viele Teile waren schon durch diverse Roadbook und Offroadritte
bekannt aber eine komplette Tour hatte noch niemand gemacht.
Das Interesse war sehr groß und da die Teilnehmerzahl von
Anfang an auf 25 begrenzt wurde wurden die Plätze ausschließlich
an aktive Mithelfer vergeben. Da ich mit einigen GPS-Daten aushelfen konnte
bekam ich auch einen der begehrten Startplätze.
Während des Winters wurden alle Möglichen GPS-Aufzeichnungen
der bekannten Routen gesammelt und mittels Verbindungsetappen zu einer kompletten
Tour erweitert. Als Startpunkt wurde "Groningen" im Norden Hollands
gewählt und das Ziel lag zwischen "Roermond" und "Heerlen"an
der deutschen Grenze. Als Termin wurde der 19.06. gewählt da da die Tage
am längsten waren.
Am Freitag den 18.6. habe ich mich dann auf die 350 Autobahnkilometer
nach Groningen gemacht und habe etliche Unwetter auf dem Weg mitgenommen. Zwischendurch
waren sogar Gedanken an "Umdrehen" präsent, aber das kam nicht
in Frage. Abends gegen 22.00 Uhr kam ich triefnaß im Hotel in Groningen
an und konnte feststellen das ich nicht der einzige war der im "Genuß"
der Regenschauer kommen durfte. Es wurden noch schnell ein paar Bier getrunken,
etwas erzählt und den nächsten Tag geplant.
Es bildeten sich 2 Gruppen, nämlich eine die die Strecke
in 2 Tagen angehen wollten und die "Hardcoregruppe" die es in einem
Tag versuchen wollte. Ich schloß mich der 1-Tagesgruppe an obwohl die
Strecke mit 570km schon eine Herausforderung war. Abfahrt war für 5.00
Uhr morgens angesetzt also war die Nacht nach 4 Stunden Schlaf zu ende. Noch
etwas müde und steif ging es dann auf die große "Reise".
Bereits nach wenigen Kilometern kamen die ersten unbefestigten Stücke und
ich mußte feststellen das mich das Offroadfahren um diese Uhrzeit noch
sehr schwer fiel und ich konnte mir nicht vorstellen wie ich die ganze Strecke
durchhalten sollte. Die Gruppenspitze (7 Leute in unserer Truppe) legte ein
ordentliches Tempo vor und ich spielte als einziger Ausländer und nicht
GS-Fahrer freiwillig den "Besenwagen". Bereits nach wenigen Kilometern
wurde unser Vorwärtsdrang durch die ersten Stürze auf nassem Gras
eingebremst.
Nach ca. 2,5 Stunden Fahrtzeit und 100 km wurde die erste Pause
eingelegt und die ersten Hochrechnungen gemacht. Bei dem Tempo würde es
schwer werden das Ziel noch im Tageslicht zu erreichen.
Nach ca. 150 km hatte Freek - einer der Organisatoren - zu einem
Kaffee in seinem an der Strecke gelegenen Bauernhof eingeladen. Schnell wurden
ein paar Brote gegessen und ein paar Becher Kaffee getrunken. Genauso wurde
die weitere Marschroute festgelegt - bei harmlosen Stürzen keine längeren
Pausen mehr und eine erhöhtes Tempo. Nur so war das Tagesziel noch zu erreichen
So ging es Kilometer um Kilometer in einem recht hohen Tempo
weiter gen Süden. Zwischenzeitlich mußten wir auch noch 2 Pausen
einlegen um eine unwillige BMW wieder flott zu bekommen.
Im Laufe des Nachmittags verabschiedeten sich dann immer mehr
Teilnehmer aus unserer Gruppe weil sie in der nähe ihres Wohnortes waren
oder noch andere Verpflichtungen hatten. Einige waren wohl auch durch einige
Regenschauern zermürbt worden. Zum Schluß waren wir nur noch 3 Leute
aus unserer Gruppe die das Ziel erreichen wollten. Das Tempo wurde nochmals
gesteigert und es ging wirklich gut voran.
Ca. 30 km vor dem Ziel trafen wir dann noch 2 andere Teilnehmer
die eine kurze Pause einlegten.
Zusammen sind wir dann die letzten Kilometer angegangen und gegen
21.30 Uhr haben wir den Endpunkt der ausgearbeiteten GPS-Rote erreicht. Statt
der erhofften Willkommensparty fanden wir uns in einer trübseligen Straße
an der Grenze wieder; keine Champagne, keine Frauen die uns gratulierten, ....
niemand. Dennoch waren wir wirklich stolz und haben noch einige Beweisfotos
geschossen.
Nach einer kurzen Verabschiedungsphase trennten wir uns und
jeder trat den Heimweg an. Respekt vor einem Teilnehmer der noch bis nach Amsterdam
mußte...
Ich habe die Chance genutzt meine Eltern zu besuchen die in der
Nähe des Ziels wohnten. Angestachelt durch den ganzen Tag nahm ich den
Restweg durch Deutschland offroad unter die Räder. Angesichts der Uhrzeit
und der Fußball-EM war eh niemand mehr unterwegs.... ;-)
Für nächstes Jahr ist eine 1000-kilometer-Tour angedacht.
Diese werden dann die "Hardcorer" aber auch "nur" in 2 Tagen
schaffen zumal die Strecke noch anspruchsvoller werden soll. Ich habe mich natürlich
schon angemeldet....